Senat | Gaslicht-Befürworter |
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„Die öffentliche Beleuchtung … prägt das Stadtbild.“ | Gaslicht gilt als industrie- und kulturgeschichtliches Zeugnis. Außer dem recht lapidar wirkenden Hinweis auf die Stadtbildprägung der öffentlichen Beleuchtung vernachlässigt das Lichtkonzept des Berliner Senats kultur- und technikgeschichtliche Aspekte völlig. |
Dabei ist die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung weltweit einmalig und stellt ein wertvolles kulturelles und technikgeschichtliches Erbe dar, das in seiner Art und Vielfalt nur durch die besondere Situation Berlins überleben konnte.
Ein solch bedeutsames Kulturgut darf nicht vermeintlichen Sparzwängen zum Opfer fallen.
Gaslicht gilt als eine der Triebfedern der Industriellen Revolution. Seine Entwicklung veränderte die städtische Alltagskultur entscheidend. Die ersten 26 Gaslaternen wurden 1826 an der Straße „Unter den Linden“ in Betrieb genommen. Hundert Jahre später trug die deutsche Hauptstadt den Beinamen „Gasopolis“, da hier die Gasbeleuchtungsindustrie ihren Schwerpunkt hatte und viele Entwicklungen der Gaslicht-Technologie von hier stammten.
Anhand der großen Vielfalt an Masten und Kandelabern, die teilweise über 150 Jahre alt sind, lässt sich die Entwicklung der Beleuchtungskultur noch heute alltagstauglich ablesen und spüren.
Mittlerweile bescheinigt ein Gutachten, dass die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung in ihrer Formgebung und Betriebsweise als technisches Denkmal angesehen werden muss.
Gaslicht als stadtbildprägendes Element
Mit ihrem typischen Aussehen und dem besonderen, angenehmen Licht prägen Gaslaternen das Erscheinungsbild zahlreicher Stadtviertel Berlins. Die meisten der rund 44.000 gasbetriebenen Leuchten stehen in westlichen Bezirken. Spitzenreiter ist der Ortsteil Frohnau, in dem 98% der Straßen mit Gas beleuchtet werden. Besonders viele Gaslaternen gibt es noch in Zehlendorf, Charlottenburg, Wilmersdorf, Lichterfelde und Lichtenrade. Überall dort gehören die Gaslaternen zur Identität ihres Umfelds. Berlin kann daher für sich in Anspruch nehmen, ein Alleinstellungsmerkmal als Gaslicht-Metropole zu besitzen.
Gaslicht als touristischer Faktor
Obwohl das Gaslicht als einzigartiges Kulturgut mit Alleinstellungswert angesehen werden kann, hat das politische Berlin bisher seinen touristischen Wert noch nicht erkannt.
In London dagegen werden Busrundfahrten unter dem Motto „Visit London by Gaslight“ angeboten. Prag hat erst vor kurzem über 500 Gasleuchten auf der Karlsbrücke und am historischen Krönungsweg zur Burg neu aufgestellt. Und auch in Warschau hat man mit der Installation von Gasleuchten begonnen.
Für Berlin bietet sich also in Zukunft durchaus noch Potential, die vorhandenen Gaslaternen touristisch und damit als Wirtschaftsfaktor zu erschließen.