Senat | Gaslicht-Befürworter |
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"...der für die Straßenbeleuchtung anfallende CO2-Ausstoß lässt sich durch den Einsatz der neuen Leuchten beträchtlich reduzieren." | Kein eindeutiger ökologischer Nachteil |
- Der Anteil des Gaslichts am Kohlendioxidausstoß der gesamten Stadt Berlin ist mit 0,17 % vernachlässigbar gering. Die vom Senat anvisierte Einsparung von 26.000 t Kohlendioxid berücksichtigt nicht die Produktion des Stroms in Kraftwerken mit hoher CO2-Belastung (à Braunkohleverstromung) und die Energieverluste, die durch die Umwandlung in Kohle und Strom und den Transport entstehen. Gaslicht wird dagegen aus Erdgas, einem 100%igen Naturprodukt, erzeugt. In Zukunft können Gasleuchten auch mit Biogas betrieben werden.
- Die Ascherückstände abgebrannter Glühkörper sind mit etwa 2,5 bis 3 kg pro Jahr äußerst gering und lassen sich schnell und kostengünstig entsorgen. Zudem sind sämtliche Materialien wie Glas, Keramik oder Metalle wieder verwertbar und müssen nicht wie bei ausgemusterten Elektroleuchten aufwändig recycelt oder als "Elektroschrott" entsorgt werden. Durch den Einsatz solarbetriebener Schaltgeräte wird vielmehr Sondermüll wie Batterien vermieden.
Gaslaternen sind keine Klimakiller - Die Braunkohleverstromung ist ein Umwelt-Desaster
Das so genannte ökologische Argument für den Abbau der Gasbeleuchtung ist völlig überzogen. Ihr Anteil am CO2-Ausstoß ist verschwindend gering. Auch Berliner Elektrolaternen werden nicht CO2 frei betrieben.
Besonders kritisch: Der Strommix, u.a. für die Berliner Elektro-Straßenbeleuchtung, kommt zu großen Teilen aus dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde. Nach Angaben des Betreibers Vattenfall Europe erreichte das Kraftwerk Jänschwalde 2011 einen Netto-Wirkungsgrad von 35 bis 36 Prozent, ist also vergleichsweise ineffizient. Laut Europäischem Emissionsregister betrug der CO2-Ausstoß im Jahre 2011 24,3 Millionen Tonnen. Daneben fielen u . a. große Mengen an Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden, Quecksilber, Blei, Arsen und Feinstaub an.
Auf der 2007 vom World Wide Fund for Nature (WWF) herausgegebenen Liste der klimaschädlichsten Kraftwerke in der EU rangierte Jänschwalde auf Rang 4. Weltweit liegt es auf Platz 7. Anhand der Emissionsdaten schätzt die Europäische Umweltagentur (EUA), dass das Kraftwerk Jänschwalde Schadenskosten im Bereich Umwelt und Gesundheit von bis zu 2.000 Millionen Euro verursacht. Obgleich es der jüngste der drei verbliebenen Kraftwerkstandorte der Lausitz ist, hat es die durchschnittlich älteste Technik. Planungen von Vattenfall zur Modernisierung, u.a. eine Anlage zum Abscheiden und Verpressen von CO2, wurden 2011 eingestellt.
Der Konzern Vattenfall wird von der Umweltschutz-Organisation Greenpeace als eines der umweltschädlichsten Unternehmen aufgeführt. Dennoch wurde der Managementvertrag für die Berliner Straßenbeleuchtung (Elektro- und Gaslaternen) für die nächsten 7 Jahre an Vattenfall vergeben.
Kritisch ist auch der von Vattenfall betriebene Emissionshandel zu sehen, wodurch es faktisch nicht zu einer CO2-Einsparung kommt. Eine Umstellung der Berliner Elektro-Straßenbeleuchtung auf Ökostrom ist nicht vorgesehen, da das für das Land viel zu teuer ist. Im Gegensatz zum Strom ist Gas ist eine primäre Energiequelle und wird erst vor Ort verbraucht.
Mittlerweile speist die GASAG mehr als 10 Prozent Biogas in das Gasnetz ein. Dieser Anteil wird in den nächsten Jahren noch weiter erhöht ausgebaut. Durch das noch in der Entwicklung befindliche Biogasaufbereitungsverfahren "Methanisierung" (Umwandlung von CO2 in Methan) wird es in Zukunft gelingen, ein nahezu CO2-freies, einspeisefähiges Erdgas-Äquivalent zu erzeugen (Quelle: Fraunhofer-IWES).
Gaslaternen – ein Beitrag zum aktiven Naturschutz
Die elektrische Beleuchtung unserer Großstädte macht etwa 50 % des sogenannten Lichtsmog ("Dark Sky Syndrom") aus. In klaren Nächten ist es in Großstädten wie Berlin heute bereits zehnmal heller als vor 150 Jahren. Staubpartikel brechen das Licht, über den Städten leuchten riesige Lichtglocken. Durch den geplanten verstärkten Einsatz von LED-Leuchten mit ihrer eher weißen Farbqualität wird sich dieser Effekt noch erhöhen mit derzeit noch unabsehbaren (gesundheitlichen) Folgen für Mensch und Tier. Gaslaternen erzeugen dagegen mit ihrem besonderen Lichtspektrum keine Lichtverschmutzung.
Da Gaslicht keinen UV-Lichtanteil besitzt, zieht es keine Insekten an. Da diese sich nachts am kühlen, weiß-blauen Licht von Mond und Sternen orientieren, werden sie besonders von Leuchtstoffröhren angezogen. An einer einzigen Elektrolaterne mit Kompaktleuchtstoffröhren (wie z.B. bei dem Semperlux Modell "Jessica") verenden pro Nacht etwa 150 der für die ökologische Nahrungskette wichtigen Insekten.
Rechnet man diese Zahl um auf die 8.000 demontierten Gasreihenleuchten, dann werden künftig an den neu aufgestellten Elektroleuchten jede Nacht bis zu 1.200.000 Insekten getötet. Experten wie der Mainzer Zoologe Gerhard Eisenbeis (emeritierter Professor mit Forschungsschwerpunkten Bodenbiologie und Forstentomologie) schätzen, dass Deutschlands Straßenlaternen Nacht für Nacht zu einem Massengrab für weit mehr als eine Milliarde Insekten werden.
Da Insekten einen wichtigen Bestandteil der Nahrungskette darstellen, wird sich hier langfristig ein ökologisches Ungleichgewicht ergeben mit noch nicht absehbaren Folgen. Prof. Eisenbeis: "Wenn man bedenkt, dass die Insekten in allen Landökosystemen eine zentrale Rolle spielen, wenn es keine Insekten mehr gibt, dann sind Fledermäuse betroffen, viele insektenfressende Vogelarten sind betroffen. Die Insekten sind eine Schlüsselgruppe in der Natur. Man muss davon ausgehen, dass das Licht als wichtiger Faktor für den Rückgang von Arten verantwortlich ist."(Quelle:)
Bei der Demontage der Gaslaternen - wie z.B. den Gasreihenleuchten - werden massiv Baumwurzeln geschädigt. Da pro Leuchte immer zwei Baugruben gesetzt werden müssen, entstehen alleine beim Abbau der 8.000 Gasreihenleuchten insgesamt 16.000 Baugruben. An fast allen Standorten befinden sich Bäume in unmittelbarer Nähe. Welche Schäden sie nehmen, wird erst in den kommenden Jahren zu beobachten sein.
Kompaktleuchtstoffröhren, wie sie in der Elektroleuchte "Jessica" eingesetzt werden, enthalten bis zu 5 mg Quecksilber je Leuchte. Dieses muss aufwändig entsorgt und recycelt werden.
Die Qualität des Gaslichts ist sehr hochwertig. Zum einen ist es blendfrei und erzeugt einen klaren Schattenwurf, zum anderen werden alle Farben in der Umgebung weitgehend natürlich wiedergegeben. Dadurch entspricht es auch den Sicherheitsstandards - eine fachgerechte Wartung vorausgesetzt. Elektroleuchten schneiden hier deutlich schlechter ab. (Vergleich: 4-flammige Gas-Reihenleuchte ca. 5 Lux / 9-flammige Gas-Reihenleuchte ca. 12 Lux / Elektroleuchte "Jessica" bis 2,0 Lux - Quelle: Baukammer Berlin).
Nicht unberücksichtigt bleiben sollte aber auch die ästhetische Qualität. Von den meisten Menschen wird das gold-gelbe Licht der Gaslaternen angenehmer empfunden als das blau-weiße Elektrolicht. Gaslicht bedeutet also auch ein Stück Lebensqualität. Nicht umsonst werben Makler, Hauseigentümer oder Bauherren mit dem Vorhandensein der besonderen Gasbeleuchtung vor Ort.